Die Filmstarts-Kritik zu The Boogeyman (2024)

Kritik der FILMSTARTS-Redaktion

Im Vorfeld der Veröffentlichung vonRob Savages„The Boogeyman“ hat es viel medialen Buzz gegeben. Der Regisseur, der laut einer Untersuchung mit „Host“ einen der gruseligsten Schocker aller Zeiten gedreht hat, inszeniert einen Film nach Vorlage DER Horror-Ikone schlechthin: „ES“-Autor Stephen King. Meldungen, dass nach einer Testvorführung noch einmal umgeschnitten werden musste, weil sich das Publikum nach einem Schockmoment nicht mehr beruhigen konnte, schürten die Vorfreude unter Genre-Freunden.

Erwartet uns jetzt also der gruseligste Horrorfilm aller Zeiten – oder zumindest des Kinojahres 2023? Sicher nicht. Der sich lose an der gleichnamigen Stephen-King-Kurzgeschichte orientierende „The Boogeyman“ ist aber zumindest in der gelungenen ersten Hälfte ein durchaus unterhaltsames Horror-Vergnügen, das stellenweise in seiner Darstellung von unaufgearbeiteter Trauer überzeugen kann. Leider werden diese psychologischen Ansätze jedoch im Verlauf des Films für billige Jump-Scares und ein unnötig actiongeladenes Finale zunehmend vernachlässigt.

Die Filmstarts-Kritik zu The Boogeyman (1)

Der Boogeyman ist für Familienvater Will nur ein Hirngespinst.

Das Leben ist nicht fair: Die 16 Jahre alte Teenagerin Sadie Harper (Sophie Thatcher) und ihre kleine Schwester Sawyer (Vivien Lyra Blair) leiden noch immer unter dem tragischen Tod ihrer Mutter. Auch ihr Vater Will (Chris Messina), der eigentlich als Psychologe anderen Menschen bei ihrer Trauerbewältigung hilft, versucht irgendwie den plötzlichen Unfalltod seiner Frau zu verarbeiten und mit dieser neuen Situation umzugehen. Die Rückkehr in den Alltag gestaltet sich für keines der drei Familienmitglieder einfach.

Als eines Tages der verzweifelte Patient Lester Billings (David Dastmalchian) in der Praxis des zu Hause arbeitenden Vaters auftaucht, laufen die Ereignisse aus dem Ruder: Der sonderbare Mann erzählt nicht nur eine wilde Mär über eine sinistre Schattengestalt namens „Boogeyman“, die seine Kinder auf dem Gewissen hätte, sondern nimmt sich kurz darauf im Haus seines Psychiaters das Leben. Kurz darauf kommt es zu unerklärlichen und unheimlichen Vorkommnissen, unter denen insbesondere das jüngste Mitglied der Familie leidet...

Trauer ist ein schreckliches Monster

Der Verlust eines geliebten Menschen ist immer schmerzhaft für die Hinterbliebenen. Insbesondere die Erfahrung, dass die Welt um einen herum weiterläuft, dass gelacht und gelebt wird, während man selbst in der Trauer erstarrt, ist ein Gefühl, das sich für die Betroffenen zu einem grausamen Monster entwickeln kann. Und dies kann in ganz verschiedenen Arten erscheinen – so auch in „The Boogeyman“.

Während Sawyer (herausragend gespielt von Vivien Lyra Blair, die schon als junge Leia Organa in „Obi-Wan Kenobi“ überzeugen konnte) immer wieder auf das Fehlen der Mutterfigur aufmerksam macht und eine zunehmende Angststörung entwickelt, will ihre ältere Schwester den Verlust nicht wahrhaben. Teenagerin Sadie flüchtet sich in ihre Erinnerungen, nutzt Kleidungsstücke und Artefakte ihrer Mutter als ein Schutzschild gegen die Realität. Sie versucht sogar über Youtube-Tutorials den Kontakt mit den Toten herzustellen. Auch Familienvater Will ist mit der Situation überfordert, zeigt sich dem Thema gegenüber verschlossen und würde gerne so schnell es geht eine neue Normalität etablieren, ohne dabei mit seinen Töchtern über das Thema gesprochen zu haben.

Die Filmstarts-Kritik zu The Boogeyman (2)

Sawyer sieht den Boogeyman überall im Haus.

Rob Savage erschafft aus dieser emotionalen Grenzerfahrung heraus ein Ungeheuer, das in den Schatten lebt und den Menschen die Lebensenergie entzieht. Der Boogeyman wird dabei zum fiesen Echo der Vergangenheit, das verzerrte Erinnerungen heraufbeschwört und die Protagonisten nie zur Ruhe kommen lässt. Der Terrorgeist im Kinderzimmer, der einem Schimmelfilm gleich die Atmosphäre im Familienhaushalt vergiftet und unter dem Bett auf seine Opfer wartet, ist zwar ein altbekannter Topos des Horrorkinos. Savage setzt ihn im Kontext der Trauerbewältigung jedoch gut und effektiv genug ein, um ein paar äußerst stimmungsvolle Szenen zu kreieren, die unter die Haut gehen. Gerade jene Momente, in denen das fiese Schattenmonster die Stimmen der verstorbenen Mutter imitiert, um die trauernden Kinder zu sich zu locken, sind ebenso unheimlich wie unangenehm.

Doch mit zunehmender Spielzeit entweicht die Spukgestalt immer häufiger den düsteren Winkeln und Nischen. Sie sucht zusehends das Rampenlicht, wodurch der Film auch hektischer und actionlastiger wird. Die Albtraum-Kreatur entpuppt sich dabei als recht unschön anzusehender CGI-Gollum, der immer wieder aus den dunklen Ecken hervorgesprungen kommt und seine Opfer in die direkte Konfrontation zwingt. Sich der Horror-Gestalt mit bloßer Waffengewalt entgegenzustellen, erweist sich dabei als recht plumpe Lösung für dieses tiefenpsychologische Monsterproblem, zumal im zunehmenden Krawall auch die beklemmende Atmosphäre untergeht.

Nebenfiguren zum Gruseln – auf ungewollte Art

Gruselig bleibt da höchstens noch die Zeichnung der Nebenfiguren. Dass die angeblichen „Freundinnen“ von Sadie schreckliche Schul-Rüpel sind, die aus einer 90er-Jahre College-Komödie entflohen zu sein scheinen, wird bereits beim ersten Wortwechsel klar. Auch die Frau des Boogeyman-Opfers Lester Billings, die in einem völlig verwahrlosten Haus mit einer Schrotflinte und Halogen-Scheinwerfer Jagd auf die Schattenkreatur macht, wirkt in ihrer schroffen Art fast etwas deplatziert im familiären Grusel-Treiben.

Fazit: Traueraufarbeitung im Kontext des Horrorkinos ist ein spannendes Thema. Auch wenn sich Rob Savage in „The Boogeyman“ größtenteils auf altbekannte Bilder verlässt, gestaltet sich der Einstieg in die Stephen-King-Verfilmung doch äußerst stimmungsvoll. Leider vertraut der Film dabei nicht auf seine eigenen Stärken und versucht mit laufender Spielzeit das Action-Tempo anzuziehen, wodurch das „Monster im Kleiderschrank“ leider zunehmend an Schrecken verliert.

Die Filmstarts-Kritik zu The Boogeyman (3)

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Die Filmstarts-Kritik zu The Boogeyman (2024)

FAQs

What story is The Boogeyman movie based on? ›

Based on the 1973 short story of the same name by Stephen King, the film follows a family that becomes haunted by the Boogeyman after a troubled man visits and inadvertently brings the creature to them. The ensemble cast includes Sophie Thatcher, Chris Messina, Vivien Lyra Blair, and David Dastmalchian.

What happens in boogeyman? ›

The Boogeyman is intent on killing Sadie and Sawyer, and uses Will as bait after killing Rita, Lester Billings' wife. After a few violent attacks, Sadie and Sawyer set fire to the terrifying creature. Seemingly dead, the house also catches fire, but Sadie and her family are able to make it outside to safety.

Is The Boogeyman movie a remake? ›

From 20th Century Studios, comes “The Boogeyman”, which isn't a remake or reboot of the 1980 or 2005 films of the same name, but is based on Stephen King's short, and I mean very short, story from 1978.

Who wrote the original boogeyman? ›

"The Boogeyman" is a short story by Stephen King, first published in the March 1973 issue of the magazine Cavalier and later included in King's 1978 collection, Night Shift.

Is The Boogeyman a real story? ›

The boogeyman is not real, but most cultures have some version of the boogeyman myth, although they go by many, many different names. The actual "boogeyman" name most likely originated sometime in the 19th century, but the mythology of these kinds of "monsters" have been around for much longer than that.

Is Boogeyman a good film? ›

The Boogeyman might fall short of its terrifying source material, but a spooky atmosphere and some solid performances help keep the chills coming. If you don't mind spending a lot of time waiting for things to happen, The Boogeyman is worth watching for some solid jump scares.

What is the Boogeyman legend story? ›

In America, Bogeyman urban legends describe him as a scary figure with no consistent shape or form. He hides under the bed, in dark corners, or in a child's closet waiting for his prey. In other countries, he's a man who wears all black with a sack and kidnaps bad children to either keep them or eat them.

What is the meaning of the Boogeyman in the story? ›

The term bogey in the middle of the 19th century was a word for devil or demon. The Boogeyman's personality and appearance can vary greatly depending on the culture and country. Most of the time, the Boogeyman is depicted in a story as a creature who punishes misbehaving children.

How does the Boogeyman short story end? ›

The final duel against the creature has the whole family using whatever tool they can to produce light and fire to subdue the beast. Finally, after many struggles, Sawyer throws a flammable solvent over the Boogeyman, and Sadie lights the monster on fire with the lighter that belonged to their mother.

Who killed the Boogeyman? ›

Actually, in the movie it is mentioned that there was another mafia who was called Baba Yaga/The Boogeyman. John Wick was hired to kill him which he obviously did after which he was know as the Boogeyman.

Can kids watch the Boogeyman? ›

The Boogeyman is rated PG-13 by the MPAA for terror, violent content, teen drug use and some strong language. Violence: There are references to death and suicide. A child is killed just out of frame. A man is seen hanging from the back of a door.

Who is the Boogeyman? ›

Bogeymen have no specific appearances and conceptions vary drastically by household and culture, but they are most commonly depicted as masculine or androgynous monsters that punish children for misbehaviour. The bogeyman, and conceptually similar monsters can be found in many cultures around the world.

What is Boogeyman 2 about? ›

Is The Boogeyman a villain? ›

Type of Villain

The Boogeyman is the titular main antagonist of the movie trilogy of the same name, and is a re-imagining of the Butzemann, the mythical German Boogeyman who can have various appearances such as of a gnome, man, animal, monster, ghost or devil.

What does a boogeyman look like? ›

The Boogeyman has no specific appearance and conception of it can vary drastically from household to household within the same community. It is a formless being that can take any shape the storyteller wishes though he tends to be a grotesque humanoid with a tendency to hide under beds, in closets and other dark places.

What is Stephen King's The Boogeyman based on? ›

Taken directly from the pages of King's exquisite 1978 debut short story collection, Night Shift, "The Boogeyman" tells the story of one of the most loathsome characters (I don't say that lightly,) I've ever come across, as he and his wife, Rita, are afflicted with any parent's worst nightmare.

What is The Boogeyman legend story? ›

In America, Bogeyman urban legends describe him as a scary figure with no consistent shape or form. He hides under the bed, in dark corners, or in a child's closet waiting for his prey. In other countries, he's a man who wears all black with a sack and kidnaps bad children to either keep them or eat them.

What is Boogeyman 2005 based on? ›

Written by Eric Kripke, Juliet Snowden, and Stiles White, from a story by Kripke, the film is a new take on the classic "boogeyman", or monster in the closet, who is the eponymous antagonist of the film. The plot concerns a young man, Tim Jensen, who must confront the childhood terror that has affected his life.

Is The Ritual based on a true story? ›

Inspired by real events, "The Ritual" offers an authentic portrayal of Emma Schmidt, an American woman whose harrowing exorcism became a landmark case in American history. The film's commitment to accuracy adds depth and realism to the narrative.

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Author: Tyson Zemlak

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